Flaubert-Zentrum/ Centre Flaubert de Munich
Flaubert-Zentrum/ Centre Flaubert de Munich
Die DFG und ihre französische Entsprechung ANR haben im Dezember 2007 die gemeinsame Förderung eines deutsch-französischen Projekts bewilligt, welches das zentrale textwissenschaftliche Institut ITEM (Paris) und das Centre Flaubert (ENS/CNRS) mit der LMU verbindet und damit zum ersten Mal eine post-nationale europäische Philologie begründet. Das Münchner Flaubert-Zentrum wird als Pendant des Pariser Centre Flaubert fungieren.
Der Name Flaubert steht dabei – so wie es in Deutschland die Namen Goethe oder Hölderlin täten – für ein zentrales nationales, nun aber europäisches Feld der kulturellen, ästhetischen, sozialen und politischen Entwicklungen und Bezüge, im Fall Flauberts der beginnenden Hochmoderne des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Es geht deshalb um die Neudefinition eines kulturellen Kapitals, dessen ehedem nationalphilologische Begrenzungen auch institutionell überwindbar werden. Das Münchener Flaubert-Zentrum wird an den Pariser Ressourcen auf jede wünschbare Weise beteiligt sein; insbesondere durch den Aufbau eines Archivs, das die kultur- und geisteswissenschaftliche Forschung zwischen Paris und München in eine dauerhafte gemeinsame Praxis (statt des üblichen internationalen Austauschs) verpflichtet und das Flaubertsche Privatarchiv (Manuskripte, Arbeitsnotizen etc.) dokumentiert.
Im Werk Flauberts findet sich das literarische Wissen des 19. Jahrhunderts auf eine umfassende Weise gebündelt. Eine wesentliche, bisher wenig beachtete Komponente, die auf diese Weise im Werk Flauberts repräsentiert ist und einen weithin wirksamen Kontext gefunden hat, ist die Rezeption deutscher Mythographie und Philosophie, insbesondere die Ästhetik Hegels. Im Zentrum dieses Projekts wird das Stratum philosophisch-theologischer Termini und Schemata stehen, das von den Kirchenvätern über Scholastik und Spinoza bis zu Hegel und Kreutzer reicht und über unterschiedliche deutsch-französische Rezeptionsstufen zu verfolgen ist. Zentrales Projekt ist daher das Erstellen eines „Dictionnaire Flaubert“ und einer umfangreichen Quellensammlung, die die semantischen und epistemologischen Verhältnisse der Zeit und die Implikationen dieses Wissens für die Literatur erfassen soll.