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Erfahrungsbericht (2021)

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English version

Nach dem Auslandssemester in Norwegen und einem weiteren Semester zu Hause in Wales wurde schnell klar, dass meine Spanischkenntnisse etwas gelitten hatten und meine Reiselust immer noch nicht gestillt war. Die perfekte Lösung bot sich dann in Form einer Informations-E-Mail über die internationalen Kurse, die an der Universität von Santiago de Compostela angeboten wurden. Aus einer Laune heraus meldete ich mich an, und im August 2021 stand ich mit drei Kommiliton*innen der LMU vor dem Colexio Maior Fonseca.

Zu der Zeit wurden die Covid-Beschränkungen gerade gelockert, also fühlte sich der Campus wie eine Art „Zwischenraum“ an. Die meisten Universitätsgebäude waren geschlossen, so dass unser Unterricht in der Optometrischen Fakultät stattfand, wo wir jeden Morgen von einem riesigen Plastikauge begrüßt wurden.

Aufgrund der Tatsache, dass wir so wenige Studierende waren, herrschte im Unterricht eine sehr ungezwungene Atmosphäre; trotzdem hatte ich das Gefühl, dass mein Spanisch am Ende des Kurses wie neu aufgeladen war. Die Dozentin war sehr leidenschaftlich, was die Sprache anging, und bezog unser Feedback oft schon in der nächsten Stunde mit ein, um sich auf das zu konzentrieren, was wir als die größten Probleme empfanden, die uns zurückhielten.

Der Unterricht fand vormittags statt, so dass wir danach den Rest des Tages Zeit hatten, die Stadt zu erkunden. Nun, wenn es eine Sache gibt, die jeder von Galicien kennt, dann ist es der ununterbrochene Regen. García Lorca schrieb bekanntlich in seinem Madrigal an die Stadt Santiago: "Olla a choiva pola rúa, / laio de pedra e cristal. / Olla no vento esvaído, / sombra e cinza do teu mar."[dt. "Schau dir den Regen auf der Straße an, / Klagen von Stein und Kristall. / Schau dir den verschwindenden Wind an, / Schatten und Asche deines Meeres."] – doch in den zehn Tagen, die wir dort waren, fiel kein einziger Tropfen Regen. Das bedeutete, dass wir jeden Zentimeter der Altstadt erkunden konnten, ohne von einer Überdachung unter die andere huschen zu müssen; ziellos durch die Altstadt zu schlendern und über neue Lokale zu stolpern, wurde zu einem heiß ersehnten Nachmittagsritual.

Die ebenso lauen Abende waren perfekt für einen Besuch in den Bars. In einer Stadt, die von Touristen überlaufen ist, waren wir angenehm überrascht von der Freundlichkeit des Barpersonals und der Gäste – viele konnten nicht glauben, dass jemand den „ganzen weiten Weg“ aus Deutschland gekommen war, um in Santiago zu studieren, aber sie waren alle sehr gespannt darauf zu hören, was wir von ihrer Heimatstadt hielten.

Wenn wir nicht gerade auf eigene Faust die Stadt erkundeten, nutzten wir die Freizeitangebote der Universität: Wir wanderten einige Kilometer auf dem Jakobsweg, besuchten die Casa de la Troya (wo sich herausstellte, dass eine Tuna eine Gruppe von Sängern und kein Fisch ist) und erkundeten die Museen des galicischen Volkes und der galicischen Kultur. Der einzige Ort, den wir nicht besuchen konnten, war das Wahrzeichen der Stadt: die Kathedrale. Dennoch war das Äußere der Kathedrale beeindruckend genug, und wir verbrachten einige Tage damit, auf der Praza do Obradoiro zu sitzen und beim Wein trinken die Fassade zu bewundern – und die Menschen, die sie besuchten.

Obwohl ich nur 10 Tage dort war, habe ich mich in der Stadt schnell zu Hause gefühlt. Ich war schon immer der Meinung, dass die Etablierung einer Routine dem Reisenden, der lange genug an einem Ort ist, um eine solche zu entwickeln, eine Art Ehrenbürgerschaft verleiht. Beim Kaffeekaufen frühmorgens vor dem Unterricht war es ein schönes Gefühl, vom Barista mit einem fröhlichen "¡Hola, el galés!" begrüßt zu werden. Der Kellner in der Universitätscafeteria hob einmal die letzte Schale Flan für mich auf, weil ich zuvor davon geschwärmt hatte; es fühlte sich an, als hätte sich die ganze Stadt verschworen, um mich zum Bleiben zu bewegen.

Trotz ihrer größten Bemühungen hat es nicht geklappt, aber ich war seitdem wieder dort und würde nicht zweimal darüber nachdenken, noch einmal hinzufahren, wenn sich die Gelegenheit bietet. Allen, die mich jemals gefragt haben, ob es sich lohnt, sich für diesen Sprachaufenthalt anzumelden, habe ich meine volle Zustimmung geben können. Die Stadt, die Menschen, das Essen und die Getränke werden einen bleibenden Eindruck hinterlassen, Spanischkenntnisse werden aufblühen, und die Lust für weitere Besuche ist garantiert!

Literatur: Lorca, F. G. (1935). Madrigal á cibdá de Santiago. In Seis Poemas Galegos. Editorial Nós, Santiago de Compostela.

(Text: Christopher Carter)

After a semester abroad in Norway and another back home in Wales, it soon became clear that my Spanish skills had suffered somewhat, and that my wanderlust had still not been satiated. The perfect solution presented itself, then, in the form of an information e-mail about the international courses offered at the University of Santiago de Compostela. On a whim, I applied, and in August 2021, I found myself standing in front of the Colexio Maior Fonseca with three fellow LMU students.

Taking place just as Covid restrictions were being relaxed, the campus felt like liminal space. Most of the university buildings were closed, so our lessons took place in the Optometry Faculty, where we were greeted by a gigantic plastic eye every morning.

Due to the fact that we were so few students, the lessons had a very informal atmosphere; nevertheless, it felt as though my Spanish had been supercharged by the end of it. The lecturer was obviously very passionate about the language and would often include our feedback in the very next lesson in order to concentrate on what we felt were the biggest issues holding us back.

Classes took place in the mornings, which meant that afterwards, we had the rest of the day to explore the city. Now, if there’s one thing everyone knows about Galicia, it’s the non-stop rain. García Lorca famously wrote in his Madrigal to the City of Santiago: "Olla a choiva pola rúa, / laio de pedra e cristal. / Olla no vento esvaído, / sombra e cinza do teu mar." [engl. "Look at the rain in the street, / lament of stone and crystal. / Look at the vanishing wind, / shadow and ash in your sea."] – but not a single drop of rain fell in the ten days we were there. This meant that we were able to explore every inch of the Old City without having to scurry from cover to cover; wandering aimlessly around the old city centre and stumbling upon new places to eat became a much-anticipated afternoon ritual.

The equally balmy evenings were perfect for visiting bars. In a city overrun with tourists, we were pleasantly surprised by the friendliness of the bar staff and patrons – many could not believe that someone would come all the way from Germany to study in Santiago, but they were all happy to hear how much we were enjoying our stay and were all eager to hear what we thought of their hometown.

When not out exploring the city by ourselves, the university laid on some extra-curricular activities for us: we walked a few kilometres of the Camino de Santiago, visited the Casa de la Troya (where it turns out that a Tuna is a group of singers, and not a fish) and explored the museums of the Galician People and Galician Culture. The only place we didn’t manage to visit was that symbol of the city itself: the cathedral. Nevertheless, the exterior was impressive enough, and we spent quite a few days sitting with a glass of wine on the Praza do Obradoiro marvelling at the façade – and the people visiting.

Despite only being there for 10 days, I quickly felt at home in the city. I always feel that establishing a routine confers a kind of honorary citizenship on the traveller who is in a place long enough to develop one. Grabbing coffee early in the morning, before lectures, it felt nice to be greeted with a cheery "¡hola, el galés!" by the barista. The waiter at the university cafeteria once saved the last flan for me because of how I’d raved about them previously; it felt like the whole city was conspiring to tempt me to stay.

Despite their best efforts, it didn’t succeed, but I have since been back and wouldn’t think twice about another visit, given the opportunity. To everyone who has ever asked me if it’s worth applying for this exchange, I had given my full endorsement. The city, the people, the food and the drink will leave a lasting impression, your Spanish will flourish, and you will be back!

References: Lorca, F. G. (1935). Madrigal á cibdá de Santiago. In Seis Poemas Galegos. Editorial Nós, Santiago de Compostela.

(Text: Christopher Carter)